CfP: "Singende Kurtisanen und andere Grenzfiguren musikhistorischer Praktiken und Projektionen"

Call for Papers: Symposium der Fachgruppe Frauen- und Genderstudien der Gesellschaft für Musikforschung
“Singende Kurtisanen und andere Grenzfiguren musikhistorischer Praktiken und Projektionen”
Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung, HfMT Köln und Universität zu Köln, 11.-14. September 2024, genauer Termin wird noch bekanntgegeben.

Leitung: Prof. Dr. Sabine Meine, HfMT Köln, Dr. Anna Ricke, Universität Paderborn/HfM Detmold
Deadline: 30. November 2023
English version here.

Es sind Überschreitungen gesellschaftlicher und künstlerischer Normen, die singende Kurtisanen zu Grenzfiguren der Musikgeschichte machen. Seit antiken Warnungen vor der weiblichen Verführungsmacht Musik werden Kurtisanen Kunstfertigkeiten und Rollen überantwortet, die Sinne und Geist besonders reizen und somit zu Anbetung wie Stigmatisierung gleichermaßen herausfordern. Über die Jahrhunderte sind Beispiele von Sänger:innen zahlreich, die in ihren Musikpraktiken ebenso idealisiert wie ausgegrenzt wurden; aufgrund ihres Geschäfts mit der Liebe soziale Randfiguren und häufig in existentieller Abhängigkeit von einem Förderer, konnten sie auch musikalisch zu Grenzerfahrungen herausfordern.

Dass sich „the courtesan’s arts“ (Feldman/Gordon 2006) an den jeweiligen sozialen Normen orientieren, verdeutlicht die historische Entwicklung des Begriffs der Kurtisane aus dem der „Cortigiana“ (bzw. „courtesane“/„courtesan“) für die Hofdame, die sie gleichermaßen imitieren wie karikieren konnte. Ihre Musikpraxis war somit an der gesellschaftlichen Elitekultur der höfischen und hochbürgerlichen Gesellschaft orientiert, jedoch nicht auf diese beschränkt. V ergleichbare Grenzfiguren und kulturelle Praktiken sind ebenso einzubeziehen, außerhalb Europas etwa japanische Geishas, koreanische Giaseng (Feldman/Gordon 2006) und chinesische Sing-song-girls. In Europas Moderne um 1900 wurden in Dirnenliedern geradezu kämpferische Gegenbilder bürgerlicher Werte und Weiblichkeitsideale inszeniert (Stein 2007). Im (Musik-)Theater wurden bestimmte Bühnenräume oder -rollen mit Kurtisanen assoziiert und deren Eigenschaften auf Bühnenkünstlerinnen übertragen (Grotjahn 2002). Popkulturen sind ebenso reich an Projektionen.

Die Tagung lädt dazu ein, singende Kurtisanen und andere Grenzfiguren in ihren verschiedenen Erscheinungsformen und Projektionen zeit-, ort- und kontextübergreifend zu diskutieren, und Perspektiven für das erst in Ansätzen erforschte Forschungsfeld zu entwickeln und Desiderate zu konkretisieren.

Interessierte Wissenschaftler:innen sind eingeladen, einen Vorschlag für einen 20-minütigen Vortrag einzureichen (~250-300 Wörter). Alle Bewerbungen bitte zusammen mit einer Kurzvita (max. 100 Wörter) unter dem Stichwort „Singende Kurtisanen“ bis zum 30. November 2023 an musikwissenschaft@hfmt-koeln.de senden. Bewerbungen von Nachwuchswissenschaftler:innen sind ausdrücklich erwünscht. Über die eingereichten Beiträge wird spätestens bis zum 15. Dezember 2023 entschieden. Geplant sind eine Keynote der Veranstalterinnen und 6-8 Vorträge.

Konferenzsprachen und Sprachen der Abstracts sind Deutsch und Englisch. Vorbehaltlich der erfolgreichen Finanzierung werden Reise- und Übernachtungskosten erstattet. Eine Buchpublikation ausgewählter Beiträge ist geplant.

Zitierte Literatur: Feldman, Martha und Gordon, Bonnie (Hg): The Courtesan’s Arts. Cross-cultural perspectives, Oxford 2006; Grotjahn, Rebecca: „Diva, Hure, Nachtigall. Sängerinnen im 19. Jahrhundert“. In: Rode-Breymann, Susanne (Hg.): Frauen in der Musikgeschichte. Dokumentation der Ringvorlesung im Sommersemester 2001, Köln [2002], S. 41–55, 124–127; Stein, Roger: Das deutsche Dirnenlied. Literarisches Kabarett von Bruant bis Brecht, 2. Auflage, Köln u.a. 2007.

CFP, NewsHelene Heuser