7. IASPM D-A-CH Collegium Musicum Populare, 
Universität Potsdam - Nachbericht

7. Collegium Musicum Populare, 10.–11. Juni 2022 
Universität Potsdam
Ein kollektiver Workshopbericht von Teilnehmer*innen und Orga-Team

Bereits zum siebten Mal fand das alljährliche Collegium Musicum Populare statt, zu dem IASPM D-A-CH diesmal an die Universität Potsdam eingeladen hatte. Am 10. und 11. Juni 2022 kamen Forschende der Popular Music Studies in Potsdam zusammen, um sich über aktuelle Forschungsprojekte auszutauschen. Monika Schoop (Chair IASPM-D-A-CH) und das Organisationsteam, bestehend aus Pascal Rudolph (Universität Potsdam), Penelope Braune (Berlin, Webmaster/Redaktion IASPM D-A-CH), Steffen Just (Bonn, General Secretary IASPM D-A-CH) und Sean Prieske (Berlin, National Representative Germany IASPM D-A-CH) begrüßten die Anreisenden und führten durch die zwei Tage.

Gruppenfoto (von links nach rechts, stehend):
Sonia Javaidova, Marcus Bühler, Stefanie Alisch, Martina Brandorff, Dietmar Elflein, Mandy Malon, Steffen Just, Penelope Braune, Monika Schoop, Alexander Reuter; (von links nach rechts, kniend) Alan van Keeken, Elizaveta Willert, Sean Prieske, Pascal Rudolph, Christoph Jacke

Die Beiträge der Teilnehmenden spiegelten die thematische Bandbreite der gegenwärtigen Popular Music Studies wider: am Freitag vom Folk-Revival in der DDR (Marcus Bühler) über Fan- und Musiktätowierungen (Sonia Javaidova) und Perfektionismus in zeitgenössischer Musik (Martina Brandorff) bis hin zu Fragen der Gender-Ungleichheit und Frauen im Heavy Metal (Mandy Malon). Der Samstag begann mit einem Vortrag über die Heimorgel in Westdeutschland (Alan van Keeken) und einer Untersuchung des Hamburger Open-Mic-Netzwerks (Alexander Reuter). Abschließend referierte Elizaveta Willert zu Politiken des Klanges im sowjetischen Radiotheater mit Fokus auf die Verhältnisse von Geschlecht und sozialistischer Propaganda. Während einige Teilnehmende Fragen zum eigenen methodischen Vorgehen zur Diskussion stellten, standen bei anderen spezifische thematische Fragen im Vordergrund – je nachdem in welchem Stadium sich die eigene Arbeit gerade befand. Die Teilnehmenden konnten so einen Einblick in andere Forschungsprojekte im Arbeitsprozess bekommen, sich über gemeinsame und individuelle Herausforderungen und Erfahrungen austauschen und vernetzen. Spannend erwies sich der Austausch zwischen und nach den Vorträgen über die breit gefächerten Forschungsperspektiven, die in diesen Dissertationsprojekten präsent waren. Damit bot dieser CMP einen Raum, in dem die Vielfalt an Ansätzen in den Popular Music Studies offenbar wurde.

Der Freitag schloss mit einem Forum für Perspektiven auf Ziele und Karrierechancen in den Popular Music Studies. In den Gruppengesprächen und der anschließenden Diskussion im Plenum kam heraus, dass vor allem organisatorische Fragen bezüglich des 'Schwellenzustands', der Grenzen und der Verortungen vor/mit/nach einer Promotion bestehen. Das sind, wie der weitere Austausch zeigte, nachvollziehbare Fragen, die auch den bereits lange Erfahrenen in der Runde sehr bekannt vorkamen. Die Zeit reichte am Abend nicht aus, diesen Punkt noch ausführlicher zu adressieren. Hier wäre erfreulich, wenn solche Fragen bei IASPM D-A-CH in der Diskussion bleiben, evtl. könnte dazu mit weiteren Teilnehmenden und interessierten Mitgliedern ein eigener Workshop organisiert werden.

Der Abend klang bei einem gemeinsamen Essen aus, bei dem sich die Teilnehmenden näher kennenlernen und auch Themen der Popular Music Studies sowie Fragen zum akademischen Betrieb in einem informellen Rahmen diskutierten konnten.

Alles in allem stellte sich das Collegium Musicum Populare erneut als wichtiges Forum zur Diskussion laufender Forschungsprojekte heraus. Dabei ermöglichte die offene und vertraute Atmosphäre einen intergenerationalen Austausch auf Augenhöhe über verschiedene Karrierestufen hinweg. Die ruhig gelegenen Arbeitsräume in Potsdam und das Präsenzformat lieferten eine gute Basis für die Auseinandersetzung mit den innovativen und hochwertigen Beiträgen der Teilnehmenden. Das Collegium Musicum Populare an der Universität Potsdam bleibt hoffentlich in langer, positiver Erinnerung. Gleichzeitig blicken wir mit Freude auf das nächste CMP im Jahr 2023.


PROGRAMM

Freitag, 10.06.2022

  • 12:30-13:00: Begrüßung und Vorstellungsrunde

  • 13:00-13:45: Marcus Bühler
    "Musik durch die „Blume der Historizität“  – Das Folk-Revival in der DDR 1976–1990"

  • 13:45-14:30: Sonia Javaidova 
    “Fan- und Musiktätowierungen – wenn Musik unter die Haut geht”

  • 14:30-15:00: Snackpause

  • 15:00- 15:45: Martina Brandorff (Humboldt-Universität zu Berlin)
    "Wenn Perfektionsdruck Berufsmusiker*innen krank macht – Die Rolle von Improvisation und Notation in der zeitgenössischen Musik"

  • 15:45-16:30: Mandy Malon
    "Gender-Ungleichheit: Wie erleben sich Frauen im Heavy Metal?"

  • 16:30-17:00: Kaffeepause

  • 17:00-18:00: Diskussion “Karrierewege in den Popular Music Studies”

  • ab 18h: Gemeinsamer Ausklang mit Abendessen

Samstag, 11.06.2022

  • 10:15-11:00: Alan van Keeken (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
    "Die Heimorgel in Westdeutschland 1958-1989: Technologie – Markt – Spielpraxis"

  • 11:00-11:45: Alexander Reuter (Universität Paderborn)
    "Methodisches Vorgehen bei der Untersuchung eines durch die Pandemie erschütterten Open Mic-Netzwerks"

  • 11:45-12:15: Kaffeepause

  • 12:15-13:00: Elizaveta Willert 
    „Sowjetisches „Augenohr“? Zu den Politiken des Klanges im Massengenre des musikalischen Radiotheaters im Lichte der sozialistischen Propaganda“

  • 13:00-13:30: Abschlussdiskussion

  • ab 13:30: Ausklang

Photocredits: Penelope Braune, Steffen Just

News, CMP 2022, CMPHelene Heuser