CfP: All the Things You Are: Populäre Musik und materielle Kultur, Dortmund

All the Things You Are: Populäre Musik und materielle Kultur

31. Jahrestagung der GfPM in Kooperation mit dem Seminar für Kulturanthropologie des Textilen, TU Dortmund vom 22. – 24. Oktober 2021

Deadline: 15.05.2021

Der materiell geformte Bereich der Kultur spielt eine zentrale Rolle im Handeln und Denken von Menschen; man könnte sagen: Kultur ist nicht denkbar ohne Umgang mit Dingen. Menschen materia- lisieren permanent ihre Vorstellungen über die (Lebens)Welt. Sie ordnen, arrangieren und formen sie im ständigen Fluss neu. Materielles und Immaterielles, Konkretion und Idee verquicken sich so in den Dingen zu einer nach beiden Seiten reagiblen Konstellation. Diese offenbart sich im Erfinden, im Ge- brauchen und in vielschichtigen Bedeutungszuweisungen eines jeden Dinges, dem besonders hervor- gehobenen wie dem banalen.

In der populären Kultur – besonders der Popmusik seit den 1950er Jahren – hat sich ein sehr explizit demonstrierter Bezug zur materiellen Kultur entfaltet. Dieser grenzt sich im Interesse von Differenz und Eigenständigkeit von traditionellen Mustern etwa der hegemonialen europäischen Kunstmusik- tradition ab. Die Popkultur verschmilzt die Lust an Musik, an Dingen, körperlicher Performanz und Konsum. Durch ästhetische Verbindungen zwischen diesen Bereichen entstehen ständig aufs Neue differente Stile, die unterschiedliche Wertehaltungen transportieren. Bands, Stars sowie Fans und Publikum teilen diese intensiv körperlich habitualisierten und verdinglichten Stilisierungen von Musik durch Outfits, Bewegung und Tanz. Selbst die Einrichtung des Zimmers oder der Wohnung haben sich im Kontrast zur traditionell-bürgerlichen Anordnungen von Möbeln, Technik und Sammlungen verän- dert.

Die stetige und rasante Neuentwicklung von Produktions- und Verbreitungstechniken führt ebenso rasch zu deren Integration in bestehende popkulturelle Praxen oder bringt ganz neue, von der vorge- sehenen Funktion abweichende Nutzungen hervor. Vielen technisch neuen Dingen wird im Rahmen des Auslotens ihrer Möglichkeiten überhaupt erstmals Sinn zugewiesen.

Das Schauen auf die Dinge und die Dialektik zwischen Aktion und Reaktion, die ihnen Bedeutung ver- leiht, hat ausgehend von den Cultural Studies in den Popular Music Studies eine eigene disziplinäre Tradition gefunden. Im Zuge des andauernden Materialitätendiskurses hat diese Perspektive in den letzten Jahrzehnten zusätzlichen Schub und theoretische Schärfung erhalten u.a. durch soziologische Praxistheorien, die Akteur-Netzwerk-Theorie und die Sound Studies.

In der kulturanthropologischen Mode- und Bekleidungsforschung verbinden sich alltags-, konsum-, pop- und jugendkulturelle Forschungen, wobei das Körper- und Kleidungsverhalten und die dadurch interpretativ mitgestalteten Vergesellschaftungsprozesse im Fokus stehen.

Verbindungen zwischen den der Mode und der Musik verschriebenen Disziplinen ergeben sich durch die Perspektive, das Feld und die Zugriffe.

In Kooperation mit dem Seminar für Kulturanthropologie des Textilen der TU Dortmund sollen daher in der diesjährigen Tagung der GfPM die Dinge in den Mittelpunkt gerückt werden, und zwar in allen Facetten, in denen sie sich in der Popkultur als prägend auswirken:

• in Form von Moden und Stilen, Frisuren und Körperpraktiken

• in Form von gemeinsamen Sammlungs- und Zeigeobjekten wie Poster, Plattencover, Pins etc.

• in Form von Technologien zur Schallaufzeichnung und -wiedergabe im Kontext sämtlicher popkultureller Praxen von Produktion bis Konsumtion

• in Form von neuen oder auch kreativ (um)genutzten etablierten Instrumenten oder zu Instru- menten umfunktionierten Dingen

• in Form von kanonisierten, musealisierten Artefakten

• in Form von Revivals und retroisierenden Bezugnahmen

• in Form von Raumkonzepten und -ausstattungen, von Wohnzimmer und Partykeller über Proberäume und Festivalbühnen bis hin zu virtuellen Räumen

• aber nicht zuletzt auch in Form von Sounds, deren physikalische Wirklichkeit als Schwingun- gen die materielle Seite des Hörbaren und Gehörten ausmacht

Für welche Wissensbestände fungieren die Dinge als Träger, welche Funktion haben sie in Diskursen und Machtstrukturen? Inwiefern üben Dinge, ihr Besitz und ihre Handhabung selbst Macht aus? Wel- che Rolle spielen sie in Bildungsprozessen, in Pädagogik und Vermittlungskontexten?

Wie immer sind zudem Mitglieder der GfPM (und jene, die es werden möchten) auch eingeladen, in freien Beiträgen ihre Arbeit vorzustellen.

Bitte reichen Sie Vortragsvorschläge (Einzelvorträge: 30 min + 15 min Diskussion; Panels: 90 min) bis zum 15. Mai in Form eines Abstracts von höchstens 300 Wörtern als Word-Dokument per E-Mail an die Adresse gfpm2021@popularmusikforschung.de ein. Fügen Sie bitte auch eine Kurzbiographie (max. 150 Wörter) hinzu. Über die fristgemäß eingereichten Vorschläge wird in einem anonymen peer-review-Verfahren bis zum 15. Juni entschieden.

Wir würden uns sehr freuen, Sie alle endlich wieder einmal im Rahmen einer Präsenztagung persön- lich zu sehen, und planen derzeit entsprechend. Über den Stand der Planungen können Sie sich auf der Homepage der GfPM informieren:

www.popularmusikforschung.de

Dort werden ca. ab dem 1. Juni die Anmeldemodalitäten zu finden sein.

Ansprechpersonen: Dr. Viola Hofmann, Peter Klose

Hier mehr Informationen.

CFP, NewsHelene Heuser