CFP: Jugend, Musik und Film, Hamburg
Call for Papers : Jugend, Musik und Film(7. November –9. November 2019, Hamburg)in Kooperation mit dem 13.Unerhört-Musikfilmfestivalin Hamburg
Deadline: 15.02.2019
Musik hat für Jugendliche und ihre Vergemeinschaftungsformensowohl historisch als auch gegenwärtig einen hohen Stellenwert, der sich vom individuellen und gemein-schaftlichen Musikhören/-ansehenüber kollektive musikkulturelle Identifikationsprozesse in Jugendszenen bis hin zum Selbstmusizieren erstreckt.Musik spielt im Pro-zess des Aufwachsens, der Selbstfindung aber auch des retrospektiven (auto-)biogra-fischen Erinnerns und Selbstvergewisserns eine wichtige Rolle. Es kann daher nicht verwundern, dass Musik sowohl in Filmen über populäre Musikkulturen und -szenen als auch in Jugend-und Coming-of-Age-Filmengenuin thematisch wird.
Wer sich aktuell mit der Frage nach den Spannungsfeldern zwischen Musik, Pop und Jugend auseinandersetzt, wird feststellen, dassvor allemin Musik(spiel)filmen, Musik-dokumentationenund auchMusikvideos Jugendals soziale Gruppe, alskultureller Le-bensstilund als Ort der Erinnerungeine herausragende Position innehat. Insbeson-dere das Bewegtbild hat in den vergangenen Jahren, aber auch aktuell einen entschei-denden Einfluss auf Fragen jugendlicher Identifikation und Lebensweltgenommen. Beispielsweise hat das Musikvideo als medienhistorisches Phänomen einige Genera-tionen sozialisiert und gerade in den letzten fünf Jahren durch Streamingdienste wie Vimeo oder YouTube nochmal eine entscheidende Renaissance erfahren. Der Handy-Konzertfilm stellt ein neueres Phänomen dar. Auf Netflix und Amazon Prime werden unzählige retrospektive Musikdokumentationen von Lady Gaga über Avicii bis hin zu dem mexikanischenFolk-Musiker Sixto Rodriguez gezeigt. Auch in Serien oder im klassischen Spielfilmbereich sindMusikund ihre (historischen wie gegenwärtigen) Kulturen aus dem Pop-und Rockbereich ein äußerst beliebter Gegenstand der Narration.
Umgekehrt spielen in Jugend-und Coming-of-Age-Filmenhäufig jugendliche Musikkulturen in ihrer Vielfältigkeit und ihrer Bedeutung für das Aufwachsen (und das Erin-nern) eine wichtige Rolle.Und schließlich ist der Zusammenhang von Jugend(lichkeit) und Musik aus einer Altersperspektive ein beliebtes Sujet heutiger Retro-Kulturen. Aus diesenBeobachtungenergibt sich die spannende Frage, wie das Filmische eigentlich in dem Verhältnis von Musik, Pop und Jugend positioniert ist und inwieweit es jugendliche/lebensaltersspezifische Identifikations-und Vergemeinschaftungsprozesse mit-bestimmt und wie sich Jugend, Jugendkulturen und Musikkulturen auch im erinnerungskulturellen Diskurs filmisch/audiovisuell vermitteln.
Eine filmische Perspektive zwischen Pop und Musik und Jugend ist bisher aus der Forschung weitgehend ausgeklammert worden. So haben bspw. die Cultural Studies, die ja insbesondere ein subkulturelles Erkenntnisinteresse verfolgen, nicht systematisch nach den filmischen Repräsentationen von szenebildenden Musikfilm-und Bewegtbildproduktionen gefragt, obwohl diese Jugend-und Musikkulturen seit ihren Anfängen begleiten und prägen. Auch in neueren Popmusik- und Jugenddiskursen wird zwar auf die herausragende Bedeutung von Filmen und Bewegtbildern verwiesen, diese aberweder theoretisch noch empirisch weiter ausgearbeitet.
Dies möchte die dreitägige Tagung nun nachholen, wobei in diesem Zusammenhang insbesondere über zwei Genres, den Jugendfilm und den Musikfilm, diskutiert werden sollte. Wer über den Zusammenhang von Jugend, Musik und Pop nachdenkt, muss auch das Bewegtbild in seiner Bedeutung historisch, soziologisch und medienkultur-wissenschaftlich erörtern. So sollen der Musikfilm (und musikalische Bewegtbilder) und der Jugendfilm (Bewegtbilder von/über Jugendliche) in einem Schnittfeld zusammengedacht werden und –allgemein gesprochen –die Rolle von Jugend in Musikfilmen bzw. die Rolle von Musik in Jugendfilmen verhandeltwerden.
Daraus ergeben sich folgende exemplarische Fragen:
Historisch:
-Wie ist das Verhältnis von Jugend-und Musikkultur und Filmgenerellzu veran-schlagen?
-Wie verändern sich die Gegenstände in einer historischen Perspektive?
-Kann man aus einer historischen Herleitung der Filme ableiten,wie die Auffas-sung über Jugend ist? Wie lässt sich die Veränderung beschreiben? Wie lässt sich ein soziokultureller Wandel im Filmfeststellen?
-Wie lässt sich in frauenhistorischer Perspektive auf die Produktion von Musik-dokumentationen schauen? Welche Musikerinnen sind in der Produktionsge-schichte berücksichtigt worden?
Musik- und medienwissenschaftlich:
-Wie wird Musik inszeniert und wie verändert sich das vor dem Hintergrund me-dientechnischer Entwicklungen (Musikvideo und wie lässt sich das dann mit Jugend in Verbindung bringen)?
-Welche Narrative des Jugendfilms mit Blick auf Musiklassen sich ausmachen? Welche Narrative des Musikfilms mit Blick explizit auf Jugend?
-Wo finden sich neuere mediale Aneignungsprozesse etwa durch den Einsatz von Handys auf Konzerten?
-Welcher genderspezifischen medialen Inszenierungsstrategien lassen sich für Jugend und Musikdokumentationen feststellen? Wie stehen sie im Verhältnis zu einer historisch eher männlich dominierten Musikgeschichtsschreibung? Sind der Jugendfilm und der Musikfilm grundsätzlich heteronormativ?
Soziologisch:
-Welche Rolle spielt Musik in Jugendfilmen und in welchem Zusammenhang steht diese zum jeweiligen Kontext?
-Welche Rolle spielt Jugend in Musikfilmen und in welchem Zusammenhang ste-hen Bilder der Jugend zum jeweiligen Kontext?
-Welche Rolle spielen Jugendfilme und Musikfilme im Horizont jugend-/kultur-und mediensoziologischer Fragen?
-Wie stehen Jugendfilme und Musikfilme vor dem Hintergrund genderspezif-scher Genrezuteilungen im Kontext performativer Genderpraktiken in soziologischer Hinsicht? Wird Musikgeschichte hier als eine männliche im Film dargestellt? Welche alternativen Lebensmodelle werden berücksichtigt? Erwünscht sind theoretisch und/oder empirisch ausgerichtete Beiträge, die sich den aufgeworfenen Fragen mit einer historischen und/oder gegenwärtigen Perspektive stellen.
Die Tagung wird gemeinsam mit der Medienkulturforschung der Universität Düsseldorf (Kathrin Dreckmann), der Universität Siegen (Dagmar Hoffmann) und der Universität Hamburg (Carsten Heinze) durchgeführt. Sie ist eine Kooperation der Sektion Jugend-soziologie, der AG Filmsoziologie in der Sektion Medien-und Kommunikationssozio-logie der DGS und des 13. Unerhört Musikfilmfestivals in Hamburg.Das Unerhört Musikfilmfestival wird das Tagungsprogramm begleiten und im An-schluss an die Vorträge und Diskussionen Filme mit tagungsrelevanten Themen und Gästen bieten.Beitragsvorschläge/Abstracts bitte bis zum 15. Februar 2019 senden an:kathrin.dreckmann @ gmail.com dagmar.hoffmann @ uni-siegen.de carsten.heinze @ wiso.uni-hamburg.de