Tagungsbericht Alexandra Röck
Die mittlerweile dritte Edition der IASPM D-A-CH Konferenz fand 2018 in Bern, Schweiz statt. Die Einladung zum gemeinsamen Treffen, Nachdenken, Diskutieren und Austauschen der deutschsprachigen Popular Music Studies wurde von den beiden Austragungsorten der Universität Bern und der Hochschule der Künste Bern ausgesprochen.
„Aktueller könnte das Thema wohl nicht sein.“, stellten die beiden Konferenzorganisator*innen Anja Brunner und Hannes Liechti in ihrer Willkommensrede fest, bevor sie das Wort an die diversen Professor*innen weiterreichten. Erfreulicherweise konnte die IASPM D-A-CH einigen ihrer Ansprüche der 5 i-s gerecht werden. In diesem Sinn soll folgender Bericht mehr der Reflexion als der Wiedergabe der einzelnen Vorträge und Panels dienen.
INTERNATIONAL
Internationale Nuancen wurden vor allem an den Konferenzteilnehmenden sichtbar. Um Kolleg*innen unabhängig des deutschsprachigen Raums die Teilnahme zu ermöglichen, wurde vorab entschieden, auch englische Präsentationen zu akzeptieren, wodurch diverse Beiträge z.B. aus England, der Türkei, den Niederlanden, Finnland, Südafrika etc. begrüßt werden konnten. Im Sinne der Inklusion wurde das Programm zweisprachig produziert. Positiv hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang, dass auch viele der deutschsprachigen Vortragenden auf Englisch referierten und so den gegenseitigen Austausch zusätzlich förderten.
INTERINSTITUTIONELL
Eindeutiges Indiz für interinstitutionelle Arbeit ist die Konferenz selbst, die am Donnerstag in der Hochschule der Künste Bern und am Freitag und Samstag an der Universität Bern stattfand. Das Treffen ging nahtlos zwischen den beiden Instituten über die Bühne und bot Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit Bern ein wenig bekannt zu machen. Für die Keynote wurde Jenny Fatou Mbaye (City University of London, UK) eingeladen, die über Popmusik als Tool, um Grenzen/Abgrenzungen zu überwinden, anhand von „story telling“ im Hip-Hop sprach.
Natürlich ist die interinstitutionelle Arbeit vor allem durch Networking geprägt, das in den Pausen, in den Aufenthaltsräumen der Universitäten, und spätestens beim gemeinsamen Essen sehr gut möglich war.
INTERGENERATIONAL
Bemerkenswert ist die immer größer werdende Anzahl des wissenschaftlichen Nachwuchses im IASPM D-A-CH. Im Vergleich zur letzten Ausgabe vor zwei Jahren haben sich die Zahlen deutlich erhöht – sie bilden in Relation zu den regulären Mitgliedern jedoch eine geringfügige Minderheit (ca. 20). Auf der Konferenz spielte die Anwesenheit eben jener jungen Wissenschaftler*innen eine tragende Rolle, nicht zuletzt da seit 2016 der Maria-Hanáček-Preis für den besten Vortrag von Doktorierenden im Rahmen der Konferenz verliehen wird. Dieses Jahr ging er an Sean Prieske (HU Berlin), der einen Beitrag mit „Sing unseren Song – Deutschsprachige Popsongs im Deutschunterricht für Geflüchtete“ leistete. Um auch Studierende zu unterstützen, wurden zudem finanzielle Zuschüsse für Reisekosten bewilligt, ohne dabei einen eigenen Vortrag vorauszusetzen.
INTERDISZIPLINÄR
Dem Gegenstand entsprechend, sind die Popular Music Studies in Bezug auf Sichtweisen und Interdisziplinarität breit aufgestellt. Das war auch während der Konferenz bemerkbar: durch eine hohe Diversität an Vortragsthemen und verschiedenste Methoden. Zu POP | POWER | POSITIONS gab es etwa einige Beiträge und Argumente aus den Post-Colonial-Studies sowie der Ethnomusikologie. Aber auch Überschneidungen mit Ökonomie, Medien-, Politik- und Sozialwissenschaften waren zu finden. Zu Ersterem fand sogar ein eigenes Panel statt.
INTERPROFESSIONELL
Dieser Punkt bestach durch diverse Formate, die nicht typisch für eine wissenschaftliche Konferenz sind. Bemerkbar war das vor allem an der Kooperation mit Norient, dem Netzwerk für lokale und globale Sounds und Medienkultur, die eine Vielfalt an Programmpunkten und Abwechslung schaffen konnte. So gab es zum Beispiel gleich am Donnerstag ein Panel mit drei Künstler*innen und Kulturschaffenden: Umlilo, Ali Gul Pir und Laurence Desarzens, die von Lebensrealitäten und Motivationen im Kulturbereich erzählten. Umlilo und Ali Gul Pir performten zudem exklusiv in der Universität Bern für alle Anwesenden ihre Musik.
Generell kann vermerkt werden, dass die Arbeit des Vorstands und Beirats des IASPM D-A-CH während der Konferenztage positive Auswirkungen zeigte. Fruchtbare Gespräche und Diskussionen standen im Mittelpunkt – so entstand zum Beispiel im Anklang an das Panel „Populismus-Power-Positionen“ eine Arbeitsgruppe, die sich über den Umgang mit politischen Erfahrungen und im universitären Kontext Gedanken machen wird. Unabhängig davon ist die Konferenz natürlich eine wichtige Möglichkeit, aktuelle Forschungsprojekte vorzustellen bzw. sich die Meinung von Kolleg*innen einzuholen.
In diesem Sinne werden sich einige von uns vielleicht nächstes Jahr zur internationalen Ausgabe in Canberra treffen - ansonsten spätestens 2020 zum nächsten Treffen des IASPM D-A-CH in Paderborn!